Gehobene deutsche Küche in ländlicher Gegend – Analyse und Marketing

Wer ein neues Unternehmen gründet, sollte dabei auch immer die Zahlen und objektive Kriterien im Hinterkopf haben.

Das folgende Praxisobjekt ist ein Beispiel eines Auftrags aus dem Jahr 2013, welches ich nach der Gründung begleitete. Der gröbste Aufwand war vom Gründer bereits gestemmt und so oblag es mir, aus einem neuen, unbekannten Restaurant, ein Ort der bekannt für seine Geschmacksexplosionen ist zu machen.

Dennoch möchte ich die Vorüberlegungen des Gründers hier miteinfließen lassen um das Gesamtbild abzurunden.

Insgesammt begleitete ich die Gaststätte 3 Monate und habe heute auch noch regelmäßig mit dem Inhaber zu tun und kann mir daher ganz gut ein Bild davon machen, wie nach über einem Jahr die IST-Situation sich entwickelt hat.

Der Ruf „Deutsche Küche“ – sehr verpöhnt

Seien wir ehrlich, in Zeiten von asiatischer, italienischer, türkischer, griechischer oder indischer Küche, ist doch kaum noch Platz für deutsche, einheimische Gerichte. Vergleichen wir doch mit deutscher Küche, was bei uns täglich sowieso auf den Tisch kommt oder das Schnitzel mit den Pommes oder das Kassler im Restaurant. Ja vereinzelt gibt es auch Wild.

Der Vorteil war, der Inhaber führte bereits ein anderes Restaurant und wollte mit diesem Projekt etwas neues, im regionalen Raum, unbekanntes, schaffen. Er wusste also zum großen Teil wie der Hase läuft. Ohne Marketing läuft jedoch auch trotz bestem Koch bei dem ich je gegessen habe, nichts.

Und so entwickelten wir eine Marketingstrategie, welche in der Kommunikation des Geschmackserlebnisses ihren Ursprung hat.

Preisgestaltung

Ein guter Koch der mit hochwertigen Lebensmitteln ein noch besseres Erlebnis für Zunge und Gaumen erzeugen kann, kostet. Ebenso wie die angesprochenen Lebensmittel. Da alles Frisch ist, haben auch die Lebensmittel ihren Preis.

Dafür gibt es eine sehr übersichtliche Karte, da auch hier Wert auf Qualität statt auf Quantität.

Vermarktung RestaurantDas Angebot – Erstaunen

Wenn man an deutsche Küche denkt, kommen einem zuerst Schnitzel, Würste, Pommes, Kassler etc in den Sinn. Doch wenn man die Gerichte sieht, dann fällt schnell auf, dass hier Gourmet-Küche optisch wie geschmacklich standart ist. Viele Zutaten erkennt man as solche erst auf den zweiten Blick oder sind so komponiert, dass etwas ganz neues entsteht, zumindest optisch.

Allein diese Tatsache ist ein Versuch wert. Im Bild oben, seht ihr z.B. eine Anrichtung mit durch natürlichem Farbstoff eingefärbten Kartoffelpüree auf Wild mit Brombeersoße. Ihr könnt mir glauben, auch für Leute, die keine Fans von Wild sind, ein absoluter Gaumenschmaus mit fruchtiger Note und einem „Aha-Effekt“ im Mund.

Die Karte wechselt in einzelteilen alle paar Monate, bleibt in seinen Grundzügen und Übersichtlichkeit aber bestehen. Ergänzt werden die Speisen durch hochwertige Weine.

Ein Selbstläufer sollte das Konzept nicht werden, aber: einmal etabliert sollte dem Erfolg nichts im Wege stehen. Zu Grunde liegt jedoch eine effektive, virale Werbekampagne, um die Kleinstädter regelmäßig ins Restaurant zu führen.

Die Location

Der Ort ist sehr schwierig. Versteckt in der Altstadt mit kaum direkter Verkehrsanbindung, findet man das deutsche Restaurant etwas verseckt. Der Italiener, der Grieche, der Inder und der Chinese haben alle wesentlich bessere Standortbedingen, sind zudem aber auch um gut ein Drittel günstiger. Das sollte das Konzept am Anfang nicht so wettbewerbsfähig machen, aber Idee ging auf.

Die Werbekampagne

Da das Restaurant sehr versteckt im Altstadtkaree zu finden ist, musste eine umfassende und dennoch günstige Werbekampagne her.

Und so wurden im ersten Schritt Visitenkarten gedruckt und Häppchenteller vorbereitet, die unters Volk gebracht wurden. Außerdem wurde sich direkt an die Zielgruppe mit vorhanden angenommenen Budget gewendet. Da das Behördenzentrum und das Rathaus nur 50 Meter entfernt sind, machte dies auch durch die persönlichen Kontakte des Inhabers schnell möglich.

Dennoch musste weiter gestreut werden und so entschieden wir uns drei Radiospots zu produzieren, von denen es einer dann nach kurzen Tests ins Radio geschafft hat.

Hören könnt ihr diesen hier:

Wir haben uns bewusst für den provokanten und doppeldeutigen Spot entschieden, aus mehreren Gründen:

  • Sex sells, immer!
  • es sollte der Genuss und das Verlangen bei der Hauptzielgruppe Frau ausgelöst werden
  • Der Stil des Spots integrierte sich durch die Musik nahtlos in das Radioprogramm und konnte so wirken, als es für den Hörer schon „zu spät“ war, ihn als Werbung zu erkennen.


Insgesammt lief der Spot 4 Monate im Regionalstudio eines großen Berlin/Brandenburgischen Radiosenders.

Danach wurde der Spot wieder eingestellt, da die Stammkundschaft in so kurzer Zeit gestiegen ist, dass man sich die Kosten sparen wollte, denn Radiowerbung doch sehr kostenintensiv, das sollte man bedenken. Dabei ist die Produktion eines Radiospots mit um die 350-500 EUR nur der kleinste Teil einer Radiowerbekampagne.

Website – Das Ambiente des Restaurants einfangen

Ziel war es, eine Website in Form einer Speisekarte mit Elementen aus dem Restaurant zu schaffen. Auch diese sollte sehr übersichtlich und mit einem Blog versehen sein. Des Weiteren wurde die Seite onpage und übersichtlich offpage optimiert, um bei regionaler Suche mit relantem Keyword die Domain weit oben zu ranken. Mit etwas Anlaufeit funktionierte das auch sehr gut.

Wie geht es weiter?

Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich einen zweiten Artikel veröffentlichen, da wir momentan an einer weiteren Entwicklung arbeiten. Ich bitte jedoch um Verständnis, dass Zahlen auch in diesem Beitrag tabu sind, da dies zu viele Daten beinhaltet, die natürlich nicht jeder von sich geben möchte.

Ich hoffe auf euer Verständnis.

Fazit

Das Konzept Deutsche Küche ist gefährlich. Man muss schon sehr gut sein um gehobene deutsche Mahlzeiten anzubieten die diesen Preis rechtfertigen. Außerdem wird schon etwas Risikokaptial benötigt. In diesem Fall konnte der Inhaber das Personal und andere Fixkosten, durch sein anderes Restaurant tragen bis sich das Konzept durchsetzen konnte.

Später erfahrt ihr dann, was sich in der Zwischenzeit getan hat und welche weiteren Entwicklungen das deutsche Restaurant genommen hat. Auch welche Maßnahmen wir ergreifen werden Thema sein.

Inspiriert wurde ich zu diesem Beitrag von Aline Sommer, die eine sehr umfangreiche Analyse anhand einer Pizzeria vor kurzem auf ‚Selbständig-im-Netz.de‘ veröffentlichte.

In diesem Beitrag findet ihr eine dreiteilige Artikelserie, welche durch diesen Beitrag hier mittels einem zweiten Projekt ergänzend gesehen werden kann.

Ihr habt Fragen zu meiner jetzt schon über einem Jahr alten Referenz? Dann schreibt mir doch in die Kommentare.

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